Das Messie-Syndrom – Äußeres Chaos als Ausdruck innerer Unordnung
Nach Schätzungen von Selbsthilfegruppen leben rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland mit dem so genannten Messie-Syndrom. Heilung kann vor allem dann erfolgen, wenn die Erkrankung richtig erkannt wird und Betroffene und Angehörige sich mit dieser Thematik auseinandersetzen.
Definition Messie Syndrom:
Beim Messie-Syndrom handelt es sich um eine psycho-emotionale Befindlichkeitsstörung. Der Begriff „Messie“ leitet sich vom englischen Wort „mess“ ab. Dieser steht für „Chaos“, „Unordnung“ oder auch „Durcheinander“. Die korrekte englische Bezeichnung für die Erkrankung lautet „Compulsive Hoarding“. Der Begriff wurde zunächst durch die Medien geprägt, wird heute jedoch zunehmend im fachlichen Diskurs angewendet.
Messies sind Menschen, die nicht in der Lage sind, zwischen gestalteter Ordnung und gesunder Unordnung zu wählen. Sie leben in chaotischen Strukturen und sind diesen hilflos ausgeliefert. Ein Leben in permanentem Chaos macht ihnen Angst, erzeugt Stress und das Gefühl von Inkompetenz. Die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit ist blockiert.
Symptomatik des Phänomens
Ein schönes Zuhause ist ein menschliches Grundbedürfnis. Für Betroffene des Messie-Syndroms gilt dies ebenso. Jedoch sind sie aufgrund einer seelischen Störung nicht in der Lage, ihre Handlungen an die Anforderungen des täglichen Lebens anzupassen.
Jemand der am Messie-Syndrom leidet, sammelt Vieles und kann Gesammeltes nicht mehr loslassen. Häufig werden Gegenstände so zwanghaft gesammelt, dass in den Räumen wenig bis gar keine Ordnungsstruktur mehr zu erkennen ist. Die Haushaltsführung stellt für Betroffene mit Messie-Syndrom eine permanente Überforderung dar, was in extremen Fällen bis zur vollständigen Vermüllung der Wohnung führen kann. Ist dies der Fall, liegen in der Regel weitere psychische Erkrankungen zugrunde (Sucht, Hirnorganisches Psychosyndrom usw.)
In der Arbeit mit Betroffenen des Messie-Syndroms begegnen Mitarbeiter häufig Klienten, die trotz des großen Leidensdrucks nicht in der Lage sind, Hilfeplanvereinbarungen einzuhalten. Besonders auffällig in der Zusammenarbeit mit Betroffenen des Messie-Syndroms ist deren Hilflosigkeit und das starke Gefühl von den Anforderungen des Alltags überfordert zu sein.
Die Betroffenen leiden unter lähmenden Ängsten, großer Anspannung, Entscheidungsunfähigkeit und innerer Zerrissenheit, häufig begleitet von psychosomatischen Symptomen.
In ihren sozialen Beziehungen werden am Messie-Syndrom erkrankte Menschen immer wieder mit ihrem Problem und der Scham darüber konfrontiert. Einladungen werden vermieden, Kontakte abgebrochen, Kinder dürfen keine Spielkameraden mit nach Hause bringen. Die Folge ist ein isoliertes, schambesetztes Dasein. Partnerschaften sind daher besonders großen Belastungen ausgesetzt.
Vom Messie-Syndrom Betroffene sind häufig gesellschaftlich und beruflich engagiert bis zur Selbstüberforderung und kompensieren damit ihre Probleme im privaten Bereich.
Das Messie-Syndrom und seine Ursachen
Das Messie-Syndrom umfasst weit mehr als die sichtbare Unordnung. Die Ursachen des Messie-Syndroms sind im Inneren der Betroffenen zu finden. So leiden Betroffene häufig unter Entscheidungsschwierigkeiten: Sie verspüren undefinierbare Ängste, die sie daran hindern, sich zu entscheiden. Unbekannte oder veränderte Situationen führen zu einer großen Anspannung mit hohem Stresspegel. Die Ursachen bestehen auch darin, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind, Prioritäten zu setzen. Daher verlieren Sie sich oft ambivalent und zerrissen.
Am schwersten wiegt jedoch, dass Betroffene sehr häufig den Zugang zu ihrer eigenen Würde verloren haben.
Das große Engagement, das Betroffene des Messie-Syndroms zum Beispiel im Beruf zeigen, weist auf eine weitere zugrundeliegende Ursache hin. Erfolg und Anerkennung sollen über die Unzufriedenheit mit der häuslichen Situation hinweghelfen. Jedoch sind die Betroffenen in ihrer Suche nach Ausgleich nicht in der Lage, gut für sich zu sorgen. Die Folgen sind chronische Überarbeitung und Missachtung der eigenen Grenzen. Letztendlich befinden sich am Messie-Syndrom Erkrankte in einem Kreislauf der ständigen Überforderung: Der fehlende Selbstbezug führt zu Chaos zu Hause, das mit verstärkten Anstrengungen im Beruf ausgeglichen werden soll. Psychosomatische Krankheitsbilder sind die Folge dieses Teufelskreises.
Vom Messie-Syndrom und seinen Ursachen betroffen sind teilweise auch Menschen, deren Probleme nicht im äußerlich sichtbaren Chaos liegen. Sie befinden sich in einem „inneren Messiezustand“. Daher leiden sie unter permanentem Druck und innerer Zerrissenheit, fühlen sich entscheidungsunfähig und gelähmt. Dieses innere Chaos kann jedoch ebenso wie das äußere Chaos erfolgreich bewältigt und in aktiv gestaltende Lebensenergie umgewandelt werden.
Mehr zu den Möglichkeiten mit dem Messie Syndrom umzugehen finden Sie auf der Seite Messie Therapie oder unter Angebote für Angehörige und Betroffene.
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